01.06.2016

Die Comic-Autorin und Illustratorin Kati Rickenbach zu Besuch im Lesezentrum

Du bist Illustratorin? Dann arbeitest du sicher bei einer Illustrierten, höhö!“ „Comics! Wie süss, meine Kinder lesen auch viele Comics... Mickey Maus und so!“

So sehen meistens die Reaktionen aus, wenn die 36-jährige Baslerin von ihrem Beruf erzählt. Um solchen Vorurteilen entgegenzuwirken und den Jugendlichen einen Blick hinter die Kulissen dieses kreativen Berufes zu geben, hat Kati Rickenbach am Freitag, 27. Mai unsere Schule besucht und ihre Arbeit den Klassen P8a und P8b präsentiert.

 

Angefangen hat alles mit einer Situation, die die meisten Schülerinnen und Schüler kennen: Eine langweilige Unterrichsstunde, Ankämpfen gegen den Schlaf und dann etwas herumkrizzeln, um sich abzulenken. So manchen Rausschmiss aus dem Unterricht hatte dies zur Folge, doch Kati blieb ihrem Hobby treu und hatte bereits erste Fans während ihrer Zeit am Leonhard-Gymnasium, als sie kurzerhand einen Mitschüler zum Comichelden machte. Ideen konnte sie auch bei ihrem Nebenjob im Comixshop in Basel sammeln. Nach dem Vorkurs an der Kunstgewerbeschule in Basel entschied sie sich für ein 4-jähriges Studium zur Illustratorin in Luzern. Ihr erstes Buch („Jetzt kommt später“) handelte über ihre Erlebnisse während eines Austausches, den sie in Hamburg verbracht hatte und ist eine Art Comic-Tagebuch. Ihre Abschlussarbeit kurze Zeit später bestand aus 800 einzeln gezeichneten Postkarten, die heute auch in Buchform erhältlich ist unter dem Titel „Filmriss“. In dieser Graphic novel (= Comic, der eher ein gezeichneter Roman ist und nicht lustig sein muss), wacht eine junge Frau am Morgen nach einer durchzechten Nacht auf und findet einen Knutschfleck an ihrem Hals, an den sie sich nicht erinnern kann. Die Suche nach den Erinnerungen an den letzten Abend beginnt...

 

Es machte sehr viel Spass, der enthusiastischen jungen Frau zuzuhören und man erfuhr viel Neues und Interessantes über das Leben als Illustratorin. Zum Beispiel, dass man damit nicht unbedingt reich werden kann, da einem pro verkauften Buch nur 10% des Verkaufspreises bleiben. Lukrativ sind dagegen Illustrationen für berühmte Marken. Kati Rickenbach schätzt an ihrem Beruf, dass sie mit so vielen unterschiedlichen Bereichen des menschlichen Lebens in Berührung kommt: Sei es eine Werbung für ein Kosmetikstudio, ein Plakat für ein Gauklerfestival oder eine Broschüre für Suchtprävention bei alten Menschen – langweilig wird es ihr nie. Neben dem kreativen Arbeiten in ihrer Züricher Ateliergemeinschaft „Strapazin“ macht sie auch Workshops an Schulen oder veranstaltet Lesungen, weil sie dort bei den Signierstunden auch einmal ihren LeserInnen gegenübersitzt und sich Feedbacks aus erster Hand abholen kann.

 

Was braucht man also, um ein guter Comiczeichner zu werden?

Man nehme: Fantasie, Freude am Erzählen, ein grosses Repertoire an Gesichtern, die man zeichnen kann, Mut zur Pointe, und viel Inspiration durch Bücher, Filme, den Alltag. Und eine besonders grosse Portion Geduld, denn es dauert gut 3 bis 4 Jahre, bis man sich einen Namen geschaffen hat und gute Aufträge bekommt.

 

Nach zwei Stunden spannendem Vortrag und ganz vielen Bildern als Anschauungsmaterial verliessen die Klassen mit vielen kreativen Ideen den Singsaal und wer weiss - vielleicht befand sich ja das eine oder andere zukünftige Zeichentalent darunter?